Das agile Manifest
Das agile Manifest ist der Kern agilen Projektmanagements. Es umfasst Richtlinien für Verhalten und Werte, an denen agile Teams Orientierung finden. Das Licht der Welt erblickte das agile Manifest 2001 unter dem Namen Manifesto for Agile Software Development in Utah.
Kent Beck, Mike Beedle, Arie van Bennekum, Alistair Cockburn, Ward Cunningham, Martin Fowler, James Grenning, Jim Highsmith, Andrew Hunt, Ron Jeffries, Jon Kern, Brian Marick, Robert C. Martin, Steve Mellor, Ken Schwaber, Jeff Sutherland, Dave Thomas
Zwar fokussierte sich das agile Manifest damals auf die Entwicklung von Software, es lässt sich aber auch auf die Zusammenarbeit agiler Teams in vielen weiteren Bereichen übertragen. Dabei enthält es 4 Leitsätze für agile Teams, die in 12 Prinzipien ausformuliert sind.
Obwohl das agile Manifest nicht der Ursprung agiler Arbeit ist, so ist es doch die namensgebende Verfassung von Verhaltensregeln, die Agilität systematisch bündelte und populär machte. Scrum und Extreme Programming wurden bereits zu Beginn der 90er praktiziert, das agile Manifest gab ihnen später aber einen Rahmen – und einen übergeordneten Namen: „Agiles Arbeiten“.
Entstehung – die Geschichte der Snowbird 17
An jenem, für die Agilität geschichtsträchtigen, Wochenende verfassen die Snowbird 17 in gerade einmal 68 Wörtern ihr agiles Manifest, das die agile Arbeit fortan prägen soll. Ihre 4 Werte und 12 Prinzipien sind wie die 95 Thesen Luthers, die sie an die virtuellen Türen der Softwareschmieden dieser Welt schlagen.
Denn ähnlich wie Martin Luther stören die Snowbird 17 mehrere Aspekte ihres Arbeitsalltags, die sie mit ihrem Manifest verändern möchten. Diese Probleme waren:
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Große Zeitspannen zwischen der Formulierung von Kundenwünschen und der tatsächlichen Bedienung dieser durch Technologien. Eine Problematik, die zu vielen abgebrochenen Projekten führte.
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Die zu detaillierte Planung und Berichterstattung bei der Softwareentwicklung. Diese hatten zur Folge, dass die Erfüllung der Anforderungen der Kunden vernachlässigt wurde.
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„Exzellenz“ und „Integrität“ hatten es zwar ins Vokabular vieler Unternehmen geschafft, nicht aber in den Arbeitsalltag der Angestellten, insbesondere der Softwareentwickler.
4 gewinnt – oder die 4 agilen Werte
sind wichtiger als
Prozesse und Werkzeuge.
Funktionierende Software
ist wichtiger als
umfassende Dokumentation.
Zusammenarbeit mit dem Kunden ist wichtiger als Vertragsverhandlungen.
Reaktion auf Veränderung ist wichtiger als
das Befolgen eines Plans.
Die 12 Prinzipien des agilen Manifests
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Die frühzeitige und konstante Lieferung von hochwertiger Software an Kunden ist von höchster Priorität.
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Veränderungen der Anforderungen sind zu jeder Zeit des Entwicklungsprozesses willkommen und stellen einen Wettbewerbsvorteil der Kunden dar.
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Die regelmäßige Auslieferung funktionierender Software (Lösungen) erfolgt innerhalb weniger Wochen oder Monate, bevorzugt in der kürzeren Zeitspanne.
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Eine enge Zusammenarbeit von Sachkundigen und Entwickelnden während des gesamten Projekts ist elementar.
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Motivierte Einzelpersonen erhalten das Vertrauen, die Unterstützung und das nötige Umfeld, um Projekte erfolgreich abschließen zu können.
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Das wichtigste Tool, um Fortschritt zu messen ist Software. Funktionierende Software.
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Eine nachhaltige Entwicklung wird von agilen Prozessen unterstützt. Ein homogenes Tempo sollte dabei auf unbegrenzte Zeit sowohl von Auftraggebenden, Entwickelnden und Benutzenden gehalten werden können.
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Den Fokus stetig auf technische Perfektion und hervorragendes Design zu legen, fördert die Agilität.
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Einfachheit ist eine Kunst – beherrsche sie. Das heißt, maximiere die Zeit, in der du nicht (unnötig) arbeitest.
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Selbstorganisierte Teams erschaffen die beste Architektur, das beste Design und erfüllen Anforderungen am treffendsten.
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Reflektiere regelmäßig, reagiere angemessen und werde effektiver. Im Team und auch allein.
Wie aktuell ist das agile Manifest?
Und so entkommt es immer weiter seiner Kinderstube, der Softwareentwicklung, um sich in anderen Branchen und Bereichen auszuprobieren, weiterzuentwickeln und zu etablieren. Denn die Leitsätze sind auf vielerlei Weise übertragbar. Die Mischung aus Prinzipien und Werten haben immer noch ihre Gültigkeit und sind für jede agile Vorgehensweise relevant.
Dem Vorwurf der eigenen Stagnation, hält das agile Manifest stand. Im Vergleich zu vielen Firmen, die sich immer noch auf der rechten Seite der 4 Werte befinden, steht das agile Manifest weiterhin aktueller und besser für die Zukunft gerüstet da.
Wie kommt das agile Manifest zur Anwendung?
Gerade durch die Pandemie ist deutlich geworden, wie sehr Agilität Unternehmen helfen kann. Langfristige Pläne aus dem Jahr 2019 waren schon März 2020 veraltet. Es wird also zunehmend essenzieller, schnell auf Veränderungen reagieren und sich anpassen zu können.
Fazit
Es ist ein Rahmen, ein Kodex, eine Leitplanke zur Orientierung. Denn orientiert man sich am agilen Manifest und versucht in dem Rahmen zu bleiben, den es absteckt, ist ein großer Schritt in Richtung Agilität bereits getan.
Agile Tools wie Scrum oder auch der Design Sprint basieren auf dem agilen Manifest. Zusammen mit agilen Methoden entsteht so eine Struktur, mit der man Teams agil organisieren kann. Das heißt aber auch, dass jedes Mitglied des Teams zuerst an sich selbst arbeiten und agile Werte im Arbeitsalltag integrieren sollte. Ansonsten verbleiben viele Teams bei „toll ein anderer macht‘s“.